
Was ist Antifeminismus? – Amadeu Antonio Stiftung

Typische antifeministische Kommentare wie „Feminismus braucht doch keiner mehr“, oder „Feministinnen stellen Männer unter Generalverdacht“, kennst du ja sicher. Sie sind so oder auch aggressiver unter vielen Posts zu finden. Manchmal lassen sich diese Aussagen ganz einfach entkräften. Oft geht es den Aussagenden aber nicht um konstruktiven Austausch – sie verbreiten bewusst ein feindseliges Kommunikationsklima gegenüber Frauen.
Wenn du auf fiese und diffamierende Aussagen triffst, hilft die bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus:
Sie versuchen sich in spielerischer Inszenierung eines vermeintlich entspannten Lebens, das sie sogenannten ‚traditionellen Werten‘ zu verdanken haben. Sie posten schicke Fotos eines eigentlich normalen Alltags, aber ein klein bisschen harmonischer, sauberer und hübscher. Sie lächeln stets und feiern ihr überschaubares, aber sehr glattes Leben. Ihre Profilinhalte handeln von mentaler Gesundheit, spiritueller Lebensweise oder Lifestyle-Tipps. Sie zeigen ihre persönliche Morgenroutine, sie geben Dating-Tipps, präsentieren leckeres Essen im durchgestylten Outfit und offenbaren einen extra entspannten Mama- und/oder Hausfrauen-Lifestyle. Also so, wie es viele Menschen in den Social Media Portalen tun.
Das alles wirkt daher zunächst unpolitisch. Und manchmal ist es das auch. Antifeministen und Antifeministinnen aber, transportieren über diesen Weg versteckt antifeministische und manchmal auch mindestens populistische oder gar rechtsextreme Botschaften.
Oft erkennst du an den scheinbar harmlosen, aber einschlägigen Hashtags wie #FemininityNotFeminism oder #TradWife, welchen Kern der Post hat. Auch die Kommentare ihrer ‚Fans‘ können Hinweise geben, tendieren diese in eine populistische oder rechtsextreme Ecke.
Meist sind sie Frauen und sprechen mit ihren Inhalten gezielt ein junges weibliches Publikum an.
Junge Frauen erfahren in der spirituellen Bubble, wie sie ihre weiblichen Energien entfalten können, um die mentale Gesundheit zu erhalten. Klingt zunächst arglos und vielleicht ist ja was dran? Doch bestehen sie darauf, dass dominante und starke Energien Männern vorbehalten sind. Mädchen und Frauen sollen lieb und ausgeglichen durch die Welt schweben. Hielten sich Frauen an diese einfache Regel, so sei alles im Lot.
Das hat viel Ähnlichkeit mit einem #vanillagirl. Ihre Ästhetik repräsentiert auch ein verträumtes und unauffälliges Image. Für ihre Vorliebe für beige Kleidung und ein bodenständiges Leben ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Aber egal, welche Position du dazu beziehen willst, hinterfrage entsprechende Posts. Über diesen Trend wird eine kontroverse Debatte geführt, dazu findest du in den Belltower.News (Blog der Amadeu Antonio Stiftung) weitere Infos: Der „Vanilla Girl”-Trend auf TikTok polarisiert.
Das eigentliche Problem in diesem Zusammenhang ist, dass Antifeministinnen das Hashtag bisweilen kapern, um ihre Bevorzugung der ‚natürlichen‘ Weiblichkeit im Gegensatz zur feministischen Frau zu betonen.
Du bist solo und suchst einen Partner? Dating-Tipps müssen her. Was finden Männer besonders anziehend? Welche Themen soll ich beim ersten Date ansprechen und was ziehe ich an? Wie soll der perfekte Partner sein und was macht einen richtigen Mann aus? Frau und Mann, so die einschlägige antifeministische Meinung, haben schließlich von Natur aus unterschiedliche Eigenschaften. Und schwupp – bekommst du neben vermeintlich gut gemeinten Dating-Tipps auch noch eine Portion ‚traditionelle Werte‘ vermittelt. Zuweilen auch noch ein Feindbild dazu: die emanzipierte Frau (mit Haaren auf den Zähnen und sowieso unweiblich).
Dabei sind es oft ebenfalls selbstbewusste Frauen, die dir auf diese Weise vermitteln, welche Aufgaben und Eigenschaften eine Frau haben sollte und welche Verantwortung sie für eine gesunde Gesellschaft hat. Die gelebte ‚natürliche‘ Rollenverteilung wird, so betonen die Protagonistinnen, durchaus selbstbestimmt gewählt. Ganz nach dem Motto #FemininityNotFeminism.
Leider ist es so, dass durch algorithmische Anordnung von Suchergebnissen weitere ähnlich gelagerte Inhalte in deinen Feed gespielt werden können. Schnell entsteht der Eindruck, dass es sich um omnipräsente Ansichten handelt. Und je öfter du diese Inhalte und wenig andere Meinungen liest, desto eher kann es passieren, dass du selbst daran glaubst.
Dieses sogenannte ‚traditionelle‘ Denken ist nicht grundsätzlich mit rechtsextremem Idealismus gleichzusetzen. Aber steckt Antifeminismus dahinter, dann sollte dies als potentielle Demokratiegefährdung ernstgenommen werden. Das ist nicht immer so leicht zu unterscheiden, aber pauschale Aussagen oder einfache Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen sollten ohnehin kritisch geprüft werden.
Denn tendiert ein traditionelles ins populistische oder gar rechtsextreme Weltbild, wird dieses meist zur Lösung für gesellschaftliche Probleme herangenommen und in Verschwörungserzählung gegossen: z.B. Feministinnen und andere Beziehungskonstellationen als die ‚klassische‘ Familie – Vater-Mutter-Kinder – seien für Geburtenrückgänge verantwortlich. Mit patriarchalischen Strukturen gäbe es mehr Kinder und keiner müsse sich zwischen diesen und Erwerbsarbeit aufreiben. So oder ähnlich transportierter Antifeminismus bildet häufig eine Brücke zu extrem rechten Ansichten (vgl. Studie „Frauenhassende Online-Subkulturen“ der Amadeu Antonio Stiftung als PDF: Frauenhass_Online)