Übersicht
Inhalt
- Viraler Spaß hat seine Grenzen
- Gewalt hat strafrechtliche Konsequenzen – auch online.
- Technologien als Teil gesellschaftlicher Realität begreifen
- Was Netz- und Handygewalt für die Opfer bedeutet
- 10 Schritte zu einer gewaltfreien Netzkultur
- Weiterführende Infos (auch für deine Eltern):
- Ein Beitrag von
Aktiv werden gegen Handygewalt und Hass im Netz
Hast du schon einmal über Chat, Messenger oder die sozialen Netzwerke Inhalte geliked, geteilt oder gar erstellt und verbreitet, die du eigentlich nicht ok findest, aber es machen halt alle so? Bestimmt! Damit bist du nicht allein.
Mobbing, sexuelle Beleidigungen, Hassrede, Beschimpfungen und die Verbreitung (kinder-)pornographischer oder gewaltverherrlichender Bilder und Videos sind ja leider alltägliche Phänomene.
Insbesondere Videos, in denen zu sehen ist, wie Jugendliche sich dabei filmen, wie sie andere schlagen oder demütigen, trenden gerade. Solche Filme werden zynisch als „Happy Slapping“, „Smack Cam“ oder „Slap Cam“ bezeichnet oder sind das Ergebnis einer TikTok- oder Instagram-Challenge.
Die Opfer sind real. Aber warum fällt es zuweilen schwer, sich das Leid der Opfer vorzustellen? Und daraufhin richtig zu handeln und solche Inhalte nicht zu erstellen, zu liken oder zu teilen und konsequent zu melden?
Digital ist real.
Die scheinbare Distanz und Anonymität lassen manche Menschen Dinge tun und sagen, die andere verletzen oder sogar strafbar sind. Dann scheint es, als seien der Chat oder das Internet Räume, in denen es keine Regeln oder Gesetze gibt.
Manchmal ist es auch schwer zu unterscheiden, was inszeniert und was real ist. Manche Szenen in „Happy Slapping“-Videos z.B. sind gestellt, einige zeigen aber auch wirkliche Gewalttaten. Manchmal werden Gewaltinhalte als Mutprobe oder als Teil einer Challenge verschickt. Schwierig hierbei die Grenze zwischen Spaß und Ernst zu ziehen und immer zu wissen, was richtig und was falsch ist.
Viraler Spaß hat seine Grenzen
Noch schwieriger ist es, wenn Menschen im Netz anonym auftreten und andere beleidigen, (sexuelle) Gewalt antun, hetzen oder Fakenews verbreiten. Die scheinbare Distanz, als auch die gefühlte Anonymität enthemmen im gleichen Maße bei der Erstellung und Verbreitung der entsprechenden Inhalte, wie sie die Empfänger abstumpfen und unsensibel machen.
Und das alles haben wir im Smartphone immer dabei. Geht es überhaupt noch ohne? Umso wichtiger ist es zu verstehen, dass Gewalt im Netz und im Chat genauso verletzt wie in Reallife.
Gewalt hat strafrechtliche Konsequenzen – auch online.
Das Netz ist kein rechtsfreier Raum. Das Strafgesetzbuch (StGB) stellt Handygewalt und Gewalt im Internet unter Strafe. Menschen „ab 14 Jahren können strafrechtlich verurteilt werden, wenn sie beispielsweise andere Jugendliche im Netz oder per Handy mit sexuell beleidigenden Worten, Videos oder Bildern bloßstellen und verletzen, andere schlagen oder quälen und diese Gewalttaten mit dem Handy filmen.“
(vgl. www.polizei-beratung.de).
Technologien als Teil gesellschaftlicher Realität begreifen
Wenn du dir die Argumente von Hassredenden im Netz durchliest, so fällt auf, dass sie die Wirkmacht von Sprache im virtuellen Raum leugnen. Sie nennen es Redefreiheit (Free Speech). In der Tat ist es so, dass du in Deutschland das Recht darauf hast, deine Meinung zu sagen. Unterschiedlicher Meinungen zu sein, ist ja auch nicht das Problem. Du lernst schließlich schon im Kindergarten, dass Menschen unterschiedlich sind und wie du mit Argumenten deinen Standpunkt verteidigen kannst. Deine Meinung darf dabei aber die Rechte anderer nicht verletzen.
Eine Strategie, gegen Hassrede im Netz (Hate Speech) vorzugehen, ist die Gegenrede (Counter Speech). Dort wird darauf bestanden, dass diskriminierende und rassistische Äußerungen und Häme und Hass, diffamierende Adressierungen sind – unabhängig vom Raum in dem sie stattfinden – und damit ein Gewaltakt sind. Hassredende hingegen verharmlosen ihre Hassworte: Diese seien ja „nur“ aneinandergereihte Zeichen. Für sie ist das, was virtuell passiert nicht real.
Wenn wir aber Technologien nicht als Teil gesellschaftlicher Realität begreifen, dann fehlt eine Verantwortlichkeit dafür, was erstellt, geschrieben, gesagt und verbreitet wird.
So verwundert nicht, „dass sich neben Mobbing, sexuelle Beleidigungen, Beschimpfungen und die Verbreitung (kinder-)pornographischer Bilder und Videos, insbesondere Gewalthandlungen, die per Handykamera aufgenommen werden, mittlerweile zu einem bedenklichen Trend entwickelt haben.“ (vgl. www.polizei-beratung.de).
Was Netz- und Handygewalt für die Opfer bedeutet
(Sexuelle) Gewalt und Hass im Internet erreichen durch liken, teilen oder kommentieren schnell eine große Reichweite – das ist für die Opfer besonders schlimm. Geteilte Medien und diffamierende Äußerungen können schließlich nur unter erschwerten Bedingungen gelöscht werden und wenn es gelingt, so kann der Inhalt zwischenzeitlich erneut gespeichert und weiterverbreitet worden sein.
Auf der Webseite www.zivile-helden.de zeigt ein interaktives Video was es bedeutet, Opfer von Beleidigungen und Drohungen im Internet zu sein. In einem anschließenden Quiz kannst du testen, wie es um deine Argumentationsmacht gegen Hass im Netz steht.
10 Schritte zu einer gewaltfreien Netzkultur
So düster das Bild hier gezeichnet wurde, du kannst dazu beitragen den Trend zu verschieben:
- Erstelle und verbreite selbst keine verbotenen Inhalte.
- Manchmal ist die Neugier groß – aber im Zweifel gilt: Wegklicken statt Hinschauen!
- Trete aus Chatgruppen aus, in denen solche Inhalte ungehemmt verbreitet werden.
- Melde konsequent Hass und Hetze im Netz (hateaid.org)
- Wenn dir Gewalt, Hass und Hetze auf einer Internetseite begegnet, kannst du sie bei einer Beschwerdestelle melden: www.jugendschutz.net
- Sag Nein, wenn du an einer Challenge nicht teilnehmen möchtest. Sprich mit deinen Freunden und Freundinnen darüber. Wahrscheinlich gibt es auch andere, die keine Lust haben, ihre und die Gesundheit andere zu gefährden oder gar ihr Leben und das anderer zu riskieren.
- Achte auf eine gewalt- und diskriminierungsfreie Kommunikation.
- Sprich mit deinen Freunden und Freundinnen darüber, sodass ihr alle sensibler mit solchen Inhalten im Netz und in Chats umgeht.
- Wende dich an eine Vertrauensperson, wenn der Verdacht einer Straftat vorliegt, damit ihr weitere Schritte besprechen könnt. Wichtig: Zeige den entsprechenden Inhalt direkt von deinem Gerät, speichere ihn nicht und sende ihn nicht weiter. Sonst machst du dich unter Umständen selbst strafbar.
- Werde aktiv: Auf der Seite www.love-storm.de kannst du Gegenrede online trainieren, an Aktionen gegen Hass im Netz teilnehmen, Hasskommentare melden und Dich mit anderen Aktiven austauschen.
Weiterführende Infos (auch für deine Eltern):
-
Happy Slapping – Gewalt auf dem Smartphone – handysektor
Das Internet ist leider voll von Videos, die Gewalt und Erniedrigungen zeigen und häufig auch auf Smartphones landen. Aber auch…https://www.handysektor.de/artikel/happy-slapping-gewalt-auf-dem-smartphone -
Gewaltvideos ins Netz stellen – warum machen das Jugendliche?- Saferinternet.at
„Happy Slapping“, „Smack Cam“ oder „Slap Cam“. Drei Begriffe, die dasselbe Phänomen beschreiben: Jugendliche filmen sich dabei, wie sie andere…http://www.saferinternet.at/news-detail/gewaltvideos-ins-netz-stellen-warum-machen-das-jugendliche/ -
Gewaltvideos auf dem Smartphone – Handygewalt
Digitale Gewalt: Mit dem Smartphone werden Prügelszenen aufgezeichnet oder Gewaltvideos im Internet oder über soziale Netzwerke verbreitet.https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/jugendkriminalitaet/handygewalt/ -
Verletzende Worte
Kennst Du das? Du alberst im Chat mit Freunden oder quatschst am Telefon. Dabei ist nicht immer alles 'so' gemeint.…https://www.polizeifuerdich.de/deine-themen/verletzende-worte/ -
Sounds Wrong
Im Mittelpunkt der polizeilichen Kampagne steht die Aufklärung über die Strafbarkeit von Besitz, Erwerb und Verbreitung von Kinderpornografie. Mehr erfahren.http://www.soundswrong.de/kampagne/ -
Zivilcourage zeigen: Mit sechs einfachen Regeln helfen
Jeder kann gefahrlos Zivilcourage zeigen. Wer sich für Andere einsetzt, tut etwas für die Sicherheit der ganzen Gesellschaft.https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/zivilcourage/ -
Was ist Hate Speech und wie gehe ich damit um?
Hetze, Hass und Diskriminierung in Sozialen Netzwerken, Online-Foren und Kommentarspalten sind zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem geworden.https://www.klicksafe.de/hate-speech -
Video: Hass hat Konsequenzen! HateAid im Interview – handysektor
Hass im Netz kann strafrechtlich verfolgt werden! Was du dafür tun musst und welche Konsequenzen das für Hater haben kann…https://www.handysektor.de/artikel/video-hass-hat-konsequenzen-hateaid-im-interview -
No Hate Speech Movement | Projekte | NdM
Eine Bewegung, die vernetzt, empowert, und informiert: Gemeinsam gegen Hass im Netz.http://no-hate-speech.de/de/wissen/
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Titelbild: Aus der Kampagne Sounds Wrong der Polizeilichen Kriminalprävention. Weiterführende Informationen unter www.polizei-beratung.de
Text: Jessica aus der jip Redaktion mit freundlicher Unterstützung vom Landeskriminalamt Hamburg