
Gemeinschaft – SozTheo

Jannika hat am 20. August 2025, im Rahmen des Ferienworkshops Jugendredaktion, über unsere Gesellschaft nachgedacht. Sie findet: Ob in Schule, Freundeskreis oder der digitalen Welt – Gemeinschaft prägt unser Leben. Doch was hält sie zusammen, und was bringt sie ins Wanken? Zwischen Akzeptanz, Social-Media-Konsum, Fake News und Ich-Bezogenheit zeigt Jannika ihre persönliche Sicht auf Chancen und Probleme unserer Gesellschaft – und lädt zum Nachdenken ein.
Egal ob in der Schule oder im Berufsleben, egal ob im realen oder im digitalen Leben: Wir alle leben in Gemeinschaften. In jeder Gesellschaft findet man mehrere kleinere Gemeinschaften, in denen die Mitglieder jeweils ähnliche Intentionen und Normen vertreten. Es gibt sehr auffällige Gruppierungen oder auch eher unscheinbare. Im Gegensatz zur Gesamtgesellschaft zeichnet sich eine Gemeinschaft durch eine größere Nähe und Bindung der Menschen in ihr aus. Gesellschaft wiederum zeichnet sich durch eine starke rationale Begründung des Zusammenlebens aus. Ich beziehe mich dabei auf die Definition der Bundeszentrale für politischen Bildung, gemäß der die Menschen einer Gesellschaft „zusammen in der gleichen staatlichen Ordnung und im gleichen Wirtschaftssystem“ leben und für die „dieselben Gesetze“ gelten.
Im folgenden Text werde ich darauf eingehen, was Gemeinschaft für mich persönlich bedeutet und wo ich die Bedrohungen bzw. die Probleme sehe, mit denen sich unsere Gesellschaft auseinandersetzen muss.
Definition des jungen Politik-Lexikon der Bundeszentrale für politischen Bildung
Erst einmal sind Akzeptanz und Unterstützung meiner Meinung nach eine wichtige Stütze für die Gesellschaft, in der wir meist unser ganzes Leben verbringen werden. Es ist wichtig, jeden Menschen trotz seiner Mäkel zu akzeptieren, solange dieser die Gemeinschaft nicht in irgendeiner Weise schädigt. Man muss nicht jeden Menschen als einen wahren Freund betrachten, man sollte aber immer im Kopf behalten, dass man selber in positiver Weise in den Köpfen der anderen Menschen hängen bleiben möchte. Jeder will in einer Gemeinschaft offen und freundlich begrüßt werden, deswegen sollte sich jeder auch so benehmen, wie man es von den anderen erwarten würde.
Natürlich muss man nicht alles akzeptieren, was in einer Gesellschaft vor sich geht, wenn es einem nicht richtig vorkommt. In einer guten Gesellschaft, so wie ich sie mir wünsche, sollte man auch den Mut und das Recht zur Meinungsfreiheit haben und offen verkünden dürfen, was einem an der Situation missfällt. Doch die Meinungen müssen gut erklärt und diskutiert werden. Anstatt Gewalt als Schild zu benutzen, sollte man offen für Diskussionen sein. Es ist in einer Gemeinschaft von Vorteil, wenn man Rücksicht auf andere Menschen nimmt und sich Zeit nimmt, um deren Meinung anzuhören, auch wenn man den Argumentationen nicht folgen kann. Anstatt direkt abzubrechen, sollte man trotz Zweifel und bereits beschlossenen Meinungen zu Ende zuhören.
Ich persönlich fühle mich in Gemeinschaften dann sehr wohl, wenn die Mitglieder allesamt aus Personen mit gleichen Motivationen und Interessen bestehen. In solchen Gemeinschaften treffe ich immer auf offene Ohren, und es fühlt sich meistens wie ein zweites Zuhause für mich an, wo mir bewusst ist, dass ich so sein darf, wie ich wirklich bin. Natürlich gibt es auch dort an einigen Tagen Schwierigkeiten unter den Mitgliedern und natürlich leuchtet nicht jeder Tag in Rosatönen. Aber eine Welt ohne meinen Freundeskreis oder die Jugendredaktion kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Nun habt ihr meine Perspektiven auf Gesellschaft im Allgemeinen und Gemeinschaften im Besonderen wahrgenommen. Ich muss zugeben, dass es in meinen eigenen Bubbles kaum irgendwelche Probleme gibt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals irgendwelche geben würde.
Aber dann gehe ich auf die Straße und betrachte die Menschen und ihren Umgang miteinander in der Öffentlichkeit. Ich halte mich des Öfteren an recht vollen Orten auf und sehe Menschen verschiedenen Alters herumlaufen. Das Erste, was ich leider feststellen muss, ist die Tatsache, dass unsere gute Gesellschaft, sofern es früher eine „bessere“ überhaupt gab, langsam am Bröckeln ist. Die Gründe dahinter sind vielfältig, aber eine gute Beobachtungsgabe erleichtert das Aufzählen dieser Gründe ein wenig.
Dieses Problem ist schon etliche Male in der Geschichte der Menschheit aufgetreten: Es taucht eine sehr autoritäre Person auf, die eine für mich fragwürdige Moral hat, die sie durch pauschale Aussagen und verkürzte Darstellungen untermauert, und einige Zeit später entstehen verzerrte Meinungen von manipulierten Personen. Das kann man auch am Trend zu rechten, autoritären Figuren sehen, die weltweit Wahlsiege zu verzeichnen haben.
Meine persönlichen Beobachtungen irritieren mich dahingehend auch immer wieder: Ich finde, es heißt in den Nachrichten immer wieder, dass ein kürzlich hergezogener Migrant etwas verbrochen hat, und darüber wird sich dann in den sozialen Medien und auch im realen Leben beschwert. Aber wenn ein Deutscher etwas verbrochen hat, so empfinde ich es jedenfalls, wird so etwas weniger beachtet. Nicht etwa, weil solche Fälle viel seltener sind oder nicht darüber berichtet würde, sondern eher aufgrund dessen, dass viele Menschen nicht achtsamer durch die Nachrichten scrollen oder sich über fragwürdige Portale ihre Meinungen bilden. Dabei ist es nicht relevant, welche ethnische Herkunft eine Person hat, damit sie zum Täter bzw. zur Täterin wird, wie das bekannte Milgram-Experiment zeigt. Vielmehr wäre demnach jede Person bereit, etwas Schlimmes zu verbrechen, wenn sie von einer höheren Macht beeinflusst wird.
Dass Leute mit extremen Meinungen immer versuchen werden, unsere Gemeinschaft massiv umzugestalten, muss ich wahrscheinlich nicht weiter erklären.
Ich habe es schon vorher beim Social-Media-Konsum angesprochen und wie sehr es einen einschränken kann, offen für seine Mitmenschen und neue Bekanntschaften zu sein. Tatsächlich empfinde ich Social Media als eine der größten Ursachen für viele gesellschaftliche Probleme.
Viele Marken aber nutzen die Individualisierung aus, um neue Käufer zu gewinnen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie zu den besten Menschen gehören oder gehören können, wenn sie sich optimieren. Sprüche wie: „Hole das Beste aus dir raus“ sind in der Werbebranche verbreitet wie Sand am Meer. Das führt meiner Meinung nach dazu, dass sich Menschen abgrenzen, weil sie sich für etwas Besseres halten. Diese Selbstbezogenheit und Arroganz sorgen unter anderem für elitäre Gruppenbildungen, die unsere Gesellschaft schädigen, weil sie bewusst Menschen ausgrenzen, die diesen Idealen nicht entsprechen.
Gruppenbildungen sollten nicht so drastisch aus dem Ruder laufen, finde ich. Natürlich ist es für uns Menschen normal, dass wir uns eine Gruppe suchen, in der wir uns wohlfühlen und mitreden können. Aber es sollte niemals zu Ausschließungen oder Schikanen kommen, selbst wenn man einer bestimmten Person nichts abgewinnen kann.
Ihr habt wahrscheinlich schon gelesen, dass ich Social Media sehr häufig erwähnt habe. Ich denke diesbezüglich, dass mehrere Probleme mit diesem Aspekt zusammenhängen. Unser Social-Media-Konsum hat in einigen Teilen unseres Lebens überhandgenommen, und wir müssen versuchen, diesen Konsum zu kontrollieren.
Es gibt auch Gruppierungen auf Social Media, die etwas zum Besseren verändern wollen, aber oft bleiben diese Ideen leider in der digitalen Welt haften und schaffen es nicht wirklich, tatsächlich etwas zu bewirken. In der realen Welt ist es an jedem von uns, zu versuchen, eine funktionierende Gesellschaft mitzugestalten. Und dafür dürfen wir uns nicht allzu sehr von sozialen Netzwerken vereinnahmen lassen.
Nun, ich hoffe wie immer, ich konnte einige Menschen damit inspirieren und zum Nachdenken anregen. Macht in den letzten Sommermonaten noch schöne Momente, indem ihr zum Beispiel Zeit mit euren Freunden verbringt.
Zum Schluss möchte ich auch noch anmerken, dass einige Aspekte aus eigenen Beobachtungen stammen und ich hier teilweise nur meine eigene Meinung geschrieben habe. Aber was denkt ihr persönlich über die Probleme unserer großen Gemeinschaft?
Ich freue mich, wenn ihr auch meinen nächsten Eintrag lesen werdet. Bis dann!
Eure Jannika
Social-Media-Konsum
An dieser Stelle will ich niemanden bewerten. Social Media hat auch massenweise Vorteile, die unsere komplizierte Welt um einiges erleichtert haben. Aber es lässt sich nicht bestreiten, dass unsere digitalen Angewohnheiten auch eine Menge Nachteile haben. Schon im Bus oder in der Bahn begegne ich etlichen Menschen, die nur auf ihr Handy starren und nichts um sich herum mitbekommen. Ich gehöre leider selber manchmal dazu. Aber was mich traurig stimmt, ist die Tatsache, dass das Handy nicht mal dann in der Tasche verschwindet, wenn man zum Beispiel ins Kino geht oder eine Aktivität mit seinen Freunden unternimmt.
Am schlimmsten finde ich persönlich, wenn man sich so sehr von sozialen Medien beeinflussen lässt, dass man kaum noch über eine eigene Meinung verfügt oder in der Lage ist, zu reflektieren. Dass bspw. über TikTok rechtsextreme Videos verbreitet werden, ist nur ein Aspekt, wie Leute so ganz einfach manipuliert werden können. Hinzu kommt auch noch der Vergleich mit unrealen Idealen, die man in der echten Gesellschaft nicht finden wird.
Meiner Meinung nach – und auch nach meinen eigenen Beobachtungen – wird auch viel zu sehr nach dem perfekten Partner, Freunden etc. gesucht, obwohl die Wahrscheinlichkeiten, so jemanden zu finden, nicht gerade durch die Decke gehen.
Abgesehen davon sorgt Social-Media-Konsum auch dafür, dass man sich nur noch mit sich selbst beschäftigt – wie man viele Klicks bekommt, sich selbst optimiert oder was man als Nächstes kaufen soll. Offene Augen und Ohren für andere werden damit nicht gefördert.