Nachhaltige Hautpflege

Warum weniger oft mehr ist

Vielleicht kennst du mich schon ‒ ich bin diejenige, die sich des Öfteren den Themen rund um Nachhaltigkeit und Umwelt in unserer online-Redaktion widmet – und das auch gern. Aber nicht, weil ich es perfekt mache, ganz bestimmt nicht! Ich finde dieses Thema wichtig, inspirierend, und versuche, es immer mehr in mein Leben zu integrieren – das gelingt mir mal mehr, mal weniger gut.

So geht es mir auch mit dem Thema Kosmetik und Hautpflege – nur wollte ich das Thema nicht nur von der Seite betrachten, wie viel Verpackungsmüll anfällt. Ich wollte den Begriff Nachhaltigkeit aus einem neuen Blickwinkel angehen und herausfinden, was es eigentlich bedeutet, Hautpflege nachhaltig zu gestalten – sei es, um die Haut möglichst lange gesund zu erhalten oder sie von Anfang an nicht unnötig zu belasten.

Da es hier um euch Jugendliche geht, wollte ich zunächst herausfinden, was bei Euch in Sachen Hautpflege und Kosmetik eigentlich angesagt ist und stieß bei meiner Recherche und durch Gespräche mit jungen Mädchen auf das Thema Antifaltencremes und Augenpatches, die gerade voll gehypt werden ‒ besonders über Social Media. „Ist das nicht eher etwas für Menschen in meinem Alter?“, dachte ich mir. Damit oute ich mich direkt. Denn ich habe mich mit der Bekämpfung meiner Falten noch nicht eingehend beschäftigt. Ich bin insgesamt manchmal zu geizig für Anti-Aging-Kosmetik und könnte mich in meinem Alter auch vielleicht mal häufiger damit auseinandersetzen.

Skinfluencerinnen und Skinfluencer

Wer genau ist das, der diese Trends so bewirbt? Schnell stieß ich auf den Begriff sogenannter Skinfluencerinnen und Skinfluencer. Das sind Influencerinnen und Influencer , die speziell Kosmetik für die Haut (“skin“ ist englisch für Haut) über Social-Media-Plattformen bewerben und damit Geld verdienen, die aber meist keinerlei medizinisches Wissen mitbringen: Diese Skinfluencerinnen und Skinfluencer preisen die Kosmetikprodukte als das beste Produkt gegen Falten und Co. an und richten sich mit ihrer Werbung an euch Jugendliche und leider auch schon an Kinder.

Wie ist das bei dir? Bist du der Typ, der den Skinfluencerinnen und Skinfluencern blind vertraut, sodass das beworbene Produkt beim nächsten Einkaufsbummel ganz schnell in deinem Korb landet? Ehe du dich versiehst, befindet sich das angesagte Kosmetikprodukt in deinem Bad, auf deinem Schminktisch – und schließlich auf deiner Haut? 

Oder stehst du dem ganzen Trend um die angesagtesten Hautpflegeprodukte eher kritisch gegenüber, probierst nicht sofort alles aus und fragst dich erst einmal, ob es sinnvoll ist, Produkte, die eher für ältere Leute entwickelt wurden, auf deiner jungen Haut zu benutzen?

Hautpflege für Jugendliche: Zwischen Social-Media-Hype und Expertenmeinung

Viele Menschen, darunter auch Expertinnen und Experten wie Ärztinnen und Ärzte , fragen sich besorgt, was die Inhaltsstoffe (die besonders für ältere/reifere Haut angedacht sind) in all den angepriesenen Kosmetika mit der jungen Haut machen und warum junge Menschen sich damit schon beschäftigen.

Vielleicht erscheint Dir dein Gesicht in dem Moment schön und makellos, wenn du die angepriesene Creme aufträgst oder aber du bist eher enttäuscht von der ausbleibenden Wirkung, die du Dir versprochen hast? Was, wenn diese Stoffe langfristig Ausschläge, Juckreiz oder Pickel verursachen?  

Im folgenden Video sprechen zwei junge Mädchen, eine Ärztin (Dr. Charlotte Schulz vom Verband der Kinder- und Jugendärzte) und eine Kosmetikerin (Katja Radtke vom Hautinstitut Bellapelle) offen über den Hype um angesagte Hautpflegeprodukte. Sie thematisieren die Nebenwirkungen und Gefahren von Produkten, die für reife Haut entwickelt wurden, und beleuchten, wie Inhaltsstoffe in Seren und Co. die empfindliche Hautbarriere junger Menschen schädigen können.

Ich finde es toll, dass es junge Mädchen gibt, die ganz offen und ehrlich erzählen, dass sie auch negative Erfahrungen beim Testen von angesagten Hautpflegeprodukte gemacht haben. Das ist nicht nur mutig, sondern hilft euch vielleicht dabei, neue Trends auch mal zu hinterfragen.

Leider lassen wir uns alle gern von der „gefilterten Realität“ blenden – auch wir Erwachsenen können das wunderbar und bewundern das Schönheitsideal von absoluter Makellosigkeit – das man in der Realität nicht wirklich erreichen kann. Umso wichtiger ist es, sich auch kritisch mit den Dingen auseinanderzusetzen.

In einem Gespräch mit zwei Mädchen (11 und 14) aus meinem Bekanntenkreis fragte ich nach, was so besonders ist an den gehypten Produkten und warum sie den Skinfluencerinnen und Skinfluencern auf ihren Profilen folgen? „Sie wissen einfach alles über Cremes, Make-up und so und können genau sagen, was du wie auftragen musst, damit du frische Haut hast und keine Falten bekommst!“, so die Antwort der beiden jungen Mädchen.

Auf meine Frage, ob die Skinfluencerinnen und Skinfluencer auch thematisieren und aufklären, welche Inhaltsstoffe in den Produkten stecken und ob sie überhaupt gut für ihre Haut und ihrem Alter entsprechend verträglich sind, bekomme ich weniger begeisterte Antworten – da sah ich eher ein großes Fragezeichen in ihren Augen.

Denkst du, dass die Skinfluencerinnen und Skinfluencer auf den Social-Media-Kanälen wirklich genau Bescheid wissen, was sie da verkaufen und an wen? Oder gehst du eher kritisch an solche Dinge ran?

Braucht junge Haut wirklich Anti-Aging-Produkte

Die Unterscheidung zwischen Information und Werbung fällt nicht immer leicht. Aber man sollte auch bei Skinfluencerinnen und Skinfluencern kritisch sein und nicht alles glauben, nur weil sie ein Produkt als das beste bewerben. Denn sie verkaufen oft nur, was ihnen und den Unternehmen viel Geld einbringt. Was wirklich in den Produkten steckt, wird von den meisten Skinfluencerinnen und Skinfluencern nicht erwähnt.

Damit möchte ich keinesfalls behaupten, dass die Produkte alle schlecht sind – nur sollte man hinterfragen, ob sie für die ganz individuelle Hautpflege geeignet sind – denn viele Inhaltsstoffe, die in diesen gehypten Kosmetika Trend sind, braucht eure junge Haut nicht, sondern schaden ihr eher. Das erklären Ärztin Dr. Charlotte Schulz (Verband für Kinder- und Jugendärzte) und die Kosmetikerin Katja Radtke (Hautinstitut Bellapelle) im oberen Video genauer.

Zu viel Pflege und Inhaltsstoffe können junger Haut schaden

Das alles heißt nicht, dass ich nicht auch manchmal auf eine Werbung für bestimmte Beauty-Produkte hereinfalle und mich anschließend darüber ärgere, viel Geld für etwas ausgegeben zu haben, ohne genau zu wissen, was ich da kaufe. Doch generell bin ich eher skeptisch, wenn es darum geht, etwas nur auszuprobieren, weil es gerade angesagt ist. Ich mache mir oft Sorgen, dass eine Creme meiner Haut schaden könnte – das habe ich einmal erlebt und bin seitdem viel vorsichtiger.

Wenn ich unsicher bin, frage ich immer gern bei meiner Hausarztpraxis oder in der Apotheke nach, und auch da kaufe ich natürlich nicht immer alles, was empfohlen wird, sondern frage erstmal nach kleinen Proben – wenn diese nicht ohnehin angeboten werden.

Wenn euch das Thema Hautpflege wichtig ist, können Expertenmeinungen von Ärztinnen und Ärzten , Dermatologinnen und Dermatologen , Apothekerinnen und Apothekern , Kosmetikerinnen und Kosmetikern weiterhelfen. Denn sie können gemeinsam mit euch herausfinden, was für eure eigene Haut sinnvoll ist. Denn jede Haut ist anders und so individuell wie wir alle es sind.  

Die Gefahren der Inhaltsstoffe von Antifaltencremes

Der Hype rund um Hautpflege, insbesondere Antifaltencremes, ist enorm – auf Social Media kann man ihm kaum entkommen. Aber die Inhaltsstoffe können eurer Haut auch schaden.

Besonders Inhaltsstoffe wie Retinol oder Fruchtsäure, die jeweils für Menschen ab 35 Jahren empfohlen werden, können junger Haut schaden und diese reizen und somit zu Juckreiz, Schuppung und Spannungsgefühl führen. Das kann bis hin zu starken Entzündungen führen, die auch langfristig Schäden anrichten können wie z. B. Pigmentverschiebungen etc. Das berichten Hautärztin Dr. Theresa Linke sowie Dermatologen und Apotheker im nachfolgenden Video.

Der Dermatologe prof. Sven Client sieht die Gefahr in diesen Stoffen vor allem auch in der Entwicklung von Allergien, die dadurch entstehen können, dass Anti-Aging-Produkte viele Zusatz- und Inhaltstoffe haben, die nicht für junge Haut geeignet sind. Je früher und öfter die Haut mit bestimmten Stoffen in Kontakt kommt, desto höher ist die Gefahr, dass sich langfristig Allergien entwickeln, wenn die Haut diese Stoffe nicht verträgt. Das Video dazu findet ihr hier: Kosmetikhype bei Kindern und Teenagern – ZDFmediathek

Nachhaltige Hautpflege bei gesunder Haut nach dem Prinzip „weniger ist mehr“

Die Hautärztin Dr. Yeal Adler (im Video weiter unten zu sehen) rät für eure junge Haut zu dem Prinzip: „Weniger ist mehr“ und von Anti-Aging-Produkten auf jeden Fall ab. Auch sie vertritt die Meinung, dass vor allem in Anti-Aging-Produkten unnötige und womöglich schädliche Stoffe enthalten sind. Konservierungs-, Duft- und Farbstoffe sowie Emulgatoren und die klassischen Anti-Aging-Substanzen Vitamin A und C können eure junge Haut stark reizen.

Junge, gesunde Haut braucht eine andere Pflege. Besonders wichtig ist eine gründliche Reinigung, sei es mit Wasser oder einem milden Reinigungsprodukt. Je nach Hauttyp – trocken oder fettig – kann auch eine sanfte Creme hilfreich sein, die individuell auf die Bedürfnisse der Haut abgestimmt ist. Weniger ist meistens mehr. Diese Empfehlung teilen alle im Beitrag genannten Ärztinnen und Ärzte .

Für eine nachhaltige Hautpflege sprechen sich Ärztinnen und Ärzte, wie auch Dr. YeAdler, ganz besonders für Sonnenschutz aus.

Es ist individuell „eure Haut“ – schaut, was euch und eurer Haut guttut, hinterfragt auch kritisch die Tipps und die Werbung für gehypte Produkte auf Social Media. Holt euch Ratschläge von Expertinnen und Experten . Und mein ganz persönliches Schlusswort: Steht dazu, wer ihr seid! Auch wenn eure Haut nach außen nicht immer so schön erscheint, wie ihr es euch wünscht. Das klingt für euch junge Menschen wahrscheinlich ziemlich altklug – aber wahre Schönheit kommt von innen!


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