Wer schreibt künftig unsere Texte?
Künstliche Intelligenz (KI) ist heute präsenter denn je. Im Privatleben, im Schulalltag und im Berufsleben findet KI zunehmend Anwendung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass KI-Systeme heute nicht nur Daten auswerten, sondern auch eigenständig Texte verfassen können. Daher ist der Einsatz von KI in Schulen, Redaktionen und Verlagen, wo das Schreiben von Texten zum Alltag gehört, längst ein relevantes Thema.
KI in der Schule
Vielleicht kennst du das aus dem Schulalltag: Ein neues Arbeitsblatt wird von der Lehrkraft verteilt, es wird abfotografiert und mit einem kurzen Prompt („Bitte bearbeite die Aufgaben.“) in ChatGPT hochgeladen – und schon sind alle Aufgaben erledigt. Die übrige Zeit der Unterrichtsstunde kann sich entspannt zurückgelehnt werden.
Aus eigener Erfahrung ist die Nutzung von KI an Schulen keine Seltenheit mehr. Wahrscheinlich hast auch du das schon erlebt. Dabei erfolgt die Nutzung meist inoffiziell – sei es bei der Bearbeitung von Hausaufgaben, dem schnellen Eintippen von Arbeitsaufträgen im Unterricht oder der raschen Recherche zu neuen Themen und Begriffen. Auch bei wichtigen Abgaben wie Klausurersatzleistungen (schriftliche Ausarbeitungen oder Vorträge) konnte ich den Einsatz von KI beobachten. Besonders problematisch wird dies, wenn es um Noten geht, da Lehrkräfte oft schwer zwischen der Eigenleistung der Schülerinnen und Schüler und den von KI generierten Texten unterscheiden können. Viele Schülerinnen und Schüler arbeiten heute mit Laptops oder Tablets, da der Einsatz dieser Geräte an Schulen immer weiter verbreitet ist. Das erschwert es den Lehrkräften zusätzlich, die Arbeitsweise und die verwendeten Hilfsmittel der Schülerinnen und Schüler zu kontrollieren. Aus diesem Grund passen Lehrkräfte ihre Aufgaben zunehmend an diese Herausforderung an und binden KI teilweise bewusst in die Arbeitsaufträge ein. So kann beispielsweise ein Vergleich zwischen einer von KI generierten und einer menschlich erarbeiteten Antwort verlangt werden.
Die Studie der Vodafone Stiftung zum Thema KI im Unterricht bestätigt meine persönlichen Erfahrungen hinsichtlich der Einsatzbereiche von KI an Schulen. Demnach wird KI vor allem für die Informationssuche, die Erklärung von Begriffen sowie das Veranschaulichen komplexer Themen genutzt. Erkennst du dich darin wieder?
Achtung!
Es gibt oft Anzeichen, wenn Texte mit Hilfe von KI geschrieben wurden. Mehr dazu findest du hier: KI im Deutschunterricht
Zudem ist es wichtig, generierte Texte stets auf die Richtigkeit der enthaltenen Informationen zu überprüfen!
KI im Journalismus
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz ist im Journalismus weit verbreitet. So übernimmt KI heute beispielsweise das Verfassen von Sport- und Wetterberichten sowie anderen Texten und Berichten. Die Süddeutsche Zeitung nutzt KI bei der Erstellung einzelner Textelemente, der Verschriftlichung von Interviews und bei Übersetzungen. Bei Berichterstattungen, etwa im Sportbereich, werden Texte auf Basis von Daten erstellt, die von Unternehmen wie Opta oder Deltatre erhoben werden. Mithilfe dieser Daten und Analysen entstehen Texte, die den Fans zugänglich gemacht werden. Die Unterstützung durch KI erleichtert Journalistinnen und Journalisten die Themenfindung und die Fertigstellung der Beiträge erheblich. Besonders bei Fußballberichten ist dies sinnvoll, da die Leserinnen und Leser schnelle und aktuelle Updates erwarten, die ein Mensch allein kaum leisten könnte. Da Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Transparenz im Journalismus eine zentrale Rolle spielen, hat sich der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zum Einsatz von KI positioniert. Er betont, dass KI kein Ersatz für menschliche Leistung sein darf. Zudem ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den von KI erstellten Inhalten essenziell. Transparenz und die Kennzeichnung von KI-generierten Texten sind dabei ebenso wichtig wie eine angemessene Vergütung der Urheber der zugrundeliegenden Daten.
DJV-Position von KI im Journalismus
KI in der Literatur
Auch in der Literatur finden sich zunehmend KI-generierte Texte. Mit Hilfe von KI-Systemen wie ChatGPT oder speziellen Programmen, die auf das Erstellen von Büchern ausgelegt sind, kann jede Person ansprechend formulierte Texte verfassen. So wird es möglich, eigene Geschichten mithilfe von KI zu erstellen und diese kostenfrei als E-Books auf verschiedenen Plattformen zu veröffentlichen. Neben Autorinnen und Autoren ohne Vorerfahrung gewinnt KI auch für professionelle Schriftsteller an Bedeutung. Beispielsweise lassen sich Klappentexte schnell und kostengünstig mit KI erstellen. Beim Verfassen ganzer Geschichten treten jedoch noch Herausforderungen auf. KI schreibt häufig generisch und klischeehaft, wodurch die natürliche Erzählweise verloren geht. Zudem erwarten Leserinnen und Leser von Autoren menschliche Werke, mit denen sie sich identifizieren können. Im Bereich der wissenschaftlichen Literatur ist der Einsatz von KI hingegen besser geeignet. Sie unterstützt beispielsweise bei der Suche nach geeigneten Veröffentlichungsorten, bei Übersetzungen, um Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, oder bei der Zusammenfassung umfangreicher Studien. In der Forschung stehen weniger die Autorin/Autor-Leser-Beziehung als vielmehr Fakten und die effiziente Vermittlung neuer Erkenntnisse im Vordergrund. Nicht nur Autorinnen und Autoren, sondern auch Verlage beschäftigen sich intensiv mit dem Einsatz von KI. So unterstützt beispielsweise die Springer Nature Group die Verwendung von KI in der Literatur. Sie bieten Plattformen und Tools für Recherche, Qualitäts- und Faktenkontrollen, Textbearbeitung, Übersetzungen sowie Schreibhilfen an.
Drei zentrale Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz unterstützen Autorinnen und Autoren:
- Forschung: Die Qualität der Texte kann automatisiert verbessert werden, um wissenschaftliche Ergebnisse schneller verbreiten zu können.
- Teilhabe: Texte können einfach an unterschiedliche Zielgruppen und Zwecke angepasst werden, beispielsweise durch Übersetzung in leichte Sprache, um den Zugang zu erleichtern.
- Faktencheck: KI kann fehlerhafte, maschinell generierte Texte, Plagiate sowie manipulierte Bilder erkennen.
Doch wem gehört der KI geschriebene Text?
In allen Bereichen, in denen KI-generierte Texte zum Einsatz kommen, muss die Frage des Urheberrechts geklärt werden. Grundsätzlich sind Werke nur dann urheberrechtlich geschützt, wenn es sich um persönliche geistige Schöpfungen handelt (§ 2 Abs. 2 UrhG). Ein rein KI-generiertes Werk ist demnach nicht geschützt und gehört grundsätzlich niemandem.
Wird jedoch ein persönliches Werk als Grundlage verwendet und mit KI lediglich bearbeitet oder optimiert, wobei der persönliche Anteil am Werk weiterhin erheblich ist, gilt der Erschaffer als Urheber. In diesem Fall unterliegt das Werk dem Urheberrechtsgesetz, und der Urheber erhält die entsprechenden Rechte.
Handelt es sich hingegen um ein Werk, das nahezu vollständig mit Hilfe von KI erstellt wurde, ist die Person kein Urheber, und es bestehen keine Schutzrechte. Zudem besteht die Gefahr, dass die KI für ihr generiertes Werk auf persönliche Werke Dritter zurückgreift, was eine Urheberrechtsverletzung darstellen kann.
Derzeit wird diskutiert, ob der durch einen sogenannten Prompt (Eingabeaufforderung) erzeugte KI-Text als persönliche geistige Schöpfung angesehen werden kann, da ohne diesen Prompt der Text nicht entstanden wäre.
Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) plant, die bestehenden urheberrechtlichen Richtlinien im Jahr 2026 auf europäischer Ebene zu überprüfen, um zu klären, ob Anpassungen erforderlich sind.
Ausblick
Eines steht fest: KI wird das Schreiben zukünftig verändern. Doch kann sie das menschliche Schreiben vollständig ersetzen? Voraussetzung dafür wäre, dass die Ergebnisse der KI fehlerfrei, kreativ und nachvollziehbar sind. Die Texte müssten so verfasst sein, wie es ein vernunftbegabter Mensch tun würde.
Das Problem besteht darin, dass Maschinen ihre Texte auf Basis von maschinellem Lernen generieren und somit keine wirklich neuen Inhalte schaffen, sondern sich stets auf bereits vorhandenes Wissen beziehen. Menschliches Schreiben kann daher vor allem in Bereichen mit klaren Fakten oder bei der Risikoerkennung ersetzt werden. In kreativen Bereichen, wie etwa der Literatur, wird es der KI aufgrund fehlender Unterscheidung zwischen Offensichtlichem und Absurdem sowie der fehlenden Emotionalität und Menschlichkeit nicht möglich sein, einen Text vollständig eigenständig zu verfassen. Die menschliche Verbindung zwischen Lesendem und Autorin/Autor kann KI nicht ersetzen.
Zukünftig wird die Zusammenarbeit zwischen KI und Autorinnen und Autoren zunehmend an Bedeutung gewinnen und anerkannt werden. Die persönliche Note muss jedoch weiterhin vom Menschen eingebracht werden.








