Tuesday Evening – Die lauteste Band Hamburgs?

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Frische Sounds aus Hamburg

Unserer Fachredakteurin Juliane stellt junge Bands und Musizierende aus Hamburg vor. Hier erfährst du mehr über die Menschen hinter den Instrumenten; ihre Gedanken und Ideen zu ihrer Musik und anderen Themen. Und natürlich gibt es etwas zu hören – frische Sounds aus Hamburg!

Du bist selbst Mitglied einer Band oder kennst jemanden, dessen Musik unbedingt ganz Hamburg kennen lernen sollte? Dann melde dich bei uns.

Zur Rubrik Freizeit & Kultur

Die Bezeichnung „Dienstagabend“ spielt auf die wöchentliche Probenzeit an, war erst eine Verlegenheitslösung und ist jetzt der fest etablierte Bandname.

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Das Projekt „Studienvorbereitende Band“

Tuesday Evening ist eine Band der Jugendmusikschule Hamburg und dort Teil der Studienvorbereitenden Ausbildung. Die Bandmitglieder, die später Musik studieren wollen,  das sind aktuell nicht alle, erhalten als eines ihrer Fächer ein Bandcoaching. In der aktuellen Konstellation spielt die Band seit einem halben Jahr zusammen und dass sie trotz dieser kurzen Zeit bereits ein gutes Team ist, hört man auf der Bühne. 

Staatliche Jugendmusikschule Hamburg

Tuesday Evening im Interview

Vor dem Konzert darf ich die Band für ein Interview treffen, habe quasi mein eigenes „Meet and Greet“. Ich treffe auf fünf entspannte junge Menschen, die trotz Zeitdrucks, der Soundcheck wartet, in Ruhe meine Fragen beantworten. Fragt man Tuesday Evening nach ihrem Stil und Sound, fallen als Antwort Begriffe wie „lauteste Band Hamburgs“, „rockig“, „viel Verzerrung und Hall“. Der musikalische Geschmack der einzelnen Mitglieder ist recht unterschiedlich: Beatles, Korn oder Radiohead sind Favoriten und Vorbilder. Da gilt es, eine gemeinsame Richtung zu finden.

Alle Bandmitglieder spielen mehr als ein Instrument und sind schon viele Jahre musikalisch tätig. Zu ihren Bandinstrumenten haben die fünf oft eher auf Umwegen gefunden, schätzen sie jetzt aber umso mehr. Das Schlagzeug etwa gab es für Philip als Ergebnis einer gewonnenen Wette mit dem Vater. Helene begann E-Bass zu spielen, weil in ihrer alten Band gerade eine Bassistin gebraucht wurde. Für Felix ist das Keyboard das praktischste Mittel zum Produzieren von Songs, während Leif auf den Sound und das Spielgefühl der Gitarre schwört. My Linh hingegen führt mit dem Singen in der Band eine Familientradition fort.

Songs von der KI?

Im Moment spielt Tuesday Evening Coversongs, möchte demnächst aber auch eigene Songs schreiben. Wir diskutieren eine Weile, ob sie auch eine KI zum Songwriting verwenden würden. Vielleicht als Inspiration, um mal zu schauen, was ein Prompt so ergibt, das wäre ok, ist die allgemeine Meinung. Für kreative Künstler wäre es aber wie Schummeln bei einer Arbeit und nicht mehr authentisch, wenn eine KI alles vorgeben würde. Dann wäre man ja nur noch ein Schauspieler, der auf der Bühne eine Rolle spielt.

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Von der Idee zum fertigen (Cover)Song

Der Weg zum fertigen Song beginnt meist mit einem Leadsheet, erzählt mir die Band. Ein Leadsheet ist wie die Skizze eines Songs, auf der neben dem Text die wichtigsten musikalischen Bausteine zu finden sind. Jemand bringt so ein Leadsheet von einem Song, der ihm gefällt als Vorschlag mit. Daraus entwickelt jedes Bandmitglied erst für sich seine Stimme und im gegenseitigen Austausch entsteht dann der Band-Sound, die gemeinsame Interpretation des Stückes. So kann aus einer sanften Ballade ein satter Heavy-Metal-Song werden, oder die Discohymne „Stayin‘ alive“ erfährt ein aktuelles Soundupdate (Hörbeispiel).

Songs auf der Audiospur:

  • „Baby Doll“ (Dominc Fike)
  • “Stayin’ alive” (Bee Gees)
  • “Feeling good” (Anthony Newley + Leslie Bricusse)
  • “Peaceful“ (Spam)

Der Auftritt mit perfektem Publikum

Zwei ihrer bisherigen Auftritte sind Tuesday Evening besonders im Gedächtnis geblieben: Einmal auf der Altonale vor großartigem Publikum mit „geilem Programm“ und in der JazzHall. Generell ist ein offenes, interessiertes Publikum, das gerne mitrockt etwas, was die Band für ihre Auftritte motiviert. Auftritte, das sind für die Bandmitglieder „kleine Meilensteine“, die Gelegenheit zu präsentieren und zu zeigen, was man als Band kann.

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Tipps gegen Lampenfieber gefällig?

Ich frage mich, ob man bei so einem Auftritt schlimm mit Lampenfieber zu kämpfen hat und was man dagegen tun kann. Nach Meinung aller hilft da vor allem eines: Erfahrung.  „Die Hände werden immer zittern, das Herz wird immer rasen, man wird immer Angstschweiß bekommen.“ Aber – nach einem Song spätestens ist man drin, dann wandelt sich das Ganze in positive Aufregung und man kann sich in der Musik verlieren, erfahre ich.

Einen weiteren tollen Tipp finde ich auch den Hinweis, dass Fehler doch niemanden interessieren. Ein falscher Ton etwa wird ja wahrscheinlich von vielen Zuschauern gar nicht wahrgenommen. Und wenn man sich das bewusst macht, kann man sich – nicht nur bei Auftritten – doch eigentlich entspannen und Spaß haben, oder?

Das Konzert

Live erleben kann ich Tuesday Evening dann abends beim Bandstand in der Jugendmusikschule. Hier können Newcomer „Live on Stage“ ihr Können zeigen. Das Event findet im Studiosaal statt, so dass man die Bands ganz nah und mit perfekt ausgesteuertem, fettem Sound erleben kann.

Als letzte Band betreten Felix, Helene, Leif, My Linh und Philip die Bühne. Souverän zeigen sie ihr Können, von Lampenfieber keine Spur, mich haben sie bereits mit dem ersten Song abgeholt. Als kleinen Twist tauschen die Bandmitglieder im Song „Baby Doll“ erst mal die Instrumente, bevor sie beim zweiten Song an ihre eigentlichen Hauptinstrumente wechseln. „Stayin‘ alive“ – eine der Disco-Hymnen der 70er, interpretiert Tuesday Evening als harte Metal-Variante, bei der die verzerrte Gitarre mit dem Synthie Sound des Keyboards konkurriert. Der harte Drive der Gitarre verhaftet auch beim Klassiker „Feeling Good“, bei dem vor allem die Gesangsstimme und die Soli von Keyboard und E-Gitarre im Gedächtnis bleiben. „Peaceful“ rundet das Konzert perfekt ab; es beginnt als ruhige Ballade und endet furios, ja durchaus als lautester Song des Abends. Vielen Dank für diesen großartigen Abend und bis zum nächsten Konzert!

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